Skip to content

Strafvollzug in der nationalsozialistischen Diktatur – Das Beispiel des Gefängnisses Berlin-Plötzensee 1933 - 1945

Ziel des Projekts ist eine exemplarische Studie über den Strafvollzug in der nationalsozialistischen Diktatur. Zuerst soll die Bedeutung des Strafgefängnisses Plötzensee im organisationsgeschichtlichen Gesamtzusammenhang des NS-Strafvollzugs herausgearbeitet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Vollstreckung von Todesurteilen, denn Plötzensee war mit 2891 Hinrichtungen die größte zivile Richtstätte zwischen 1933 und 1945. Es soll untersucht werden, wie Ansätze für einen humanen Strafvollzug aus der Zeit der Weimarer Republik beseitigt wurden und welche Kontinuitäten im Vollzug über das Jahr 1933 hinaus von Bedeutung waren. Zugleich soll die zentrale Bedeutung des Strafvollzugs für die Verfolgung des deutschen und internationalen Widerstands gegen den Nationalsozialismus aufgezeigt werden. Dies ist am Beispiel des „multifunktionalen“ Gefängnisses Plötzensee (Untersuchungshaftanstalt des Volksgerichtshofes, Gefängnis und Hinrichtungsstätte) sehr gut möglich. Unter dieser doppelten Fragestellung wird eine differenzierte Analyse des Strafvollzugs zwischen 1933 und 1945 am Beispiel des Gefängnisses Plötzensee erfolgen.

Im Mittelpunkt der Studie steht die Analyse der Lebensbedingungen der Häftlinge. Diese ist – einzigartig für den Strafvollzug im „Dritten Reich“ – mit Hilfe der vollständig überlieferten Gefangenenkarteikarten und einer Vielzahl von Gefangenpersonalakten möglich. So können die Delikte, die Strafmaße, die Entwicklung der Häftlingszahlen, der Anteil der einzelnen Häftlingsnationalitäten sowie die Lebensbedingungen, etwa die Zwangsarbeit, die Ernährung, die medizinische Versorgung, die Versuche der Gegenwehr (etwa durch Fluchtversuche) und die damit verbundenen Sanktionen (Hausstrafen) detailliert und auch in ihren Veränderungen nachgezeichnet werden.

Das Vorhaben basiert auf der Auswertung von Sachakten über den Strafvollzug in Plötzensee im Bundesarchiv, im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, vor allem aber auf der vollständig erhaltenen – und digitalisiert erfassten – Gefangenenkartei von Plötzensee (rund 35.000 Karteikarten) und auf rund 5.000 ausführlich erschlossene Gefangenenpersonalakten sowie weiteren Sachakten im Landesarchiv Berlin.

Das Projekt wurde von Dr. Klaus Bästlein bearbeitet und wird von Prof. Dr. Johannes Tuchel und Dr. Bob Waite fortgeführt.

Literatur: