Gedenkstätte Deutscher Widerstand Biografie
Michael Jovy
Michael Jovy wird in ein katholisches Elternhaus geboren. Der Vater ist republikanisch gesinnter, parteiloser Oberbürgermeister von Gladbeck im Ruhrgebiet. Nach dem Tod des Vaters 1932 zieht die Mutter Eleonore mit den drei Kindern nach Bonn. Dort besucht Michael Jovy das Gymnasium und tritt Anfang 1933 dem katholischen Bund Neudeutschland bei. In den Jahren 1935/36 wendet er sich jedoch jungenschaftlichen Gruppen zu, die in der Tradition der dj.1.11 stehen. Häufig finden Heimabende in seinem Elternhaus statt und er unternimmt – als Jungenschaftsführer – Fahrten mit seiner Gruppe nach Ostpreußen oder Luxemburg. 1937 tritt Michael Jovy in die „Hitler-Jugend” ein, wird nach einem halben Jahr jedoch ausgeschlossen, weil er eine Fahrt nach Ostpreußen zu „bündisch” gestaltet haben soll. Er schließt sich daraufhin einem Freundeskreis an, der wie Michael Jovy aus der katholischen Jugendbewegung kommt. Gemeinsam verbringen sie ihre Freizeit, gehen auf Fahrt oder veranstalten Musikabende. In Frankreich hat die Gruppe Kontakt mit dem jugendbewegten Emigranten Karl Otto Paetel. Besonders Michael Jovy lässt sich von den Argumenten gegen das NS-Regime überzeugen. Zurück in Bonn beginnt man mit Schulungsabenden und Michael Jovy übernimmt die Führung der Gruppe. Im Dezember 1939 wird Michael Jovy festgenommen und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Er kommt in das Zuchthaus Siegburg und wird 1944 mit dem Bewährungsbataillon 999 an die Front geschickt. Von hier desertiert er am 1. November 1944 zu den amerikanischen Truppen. Nach dem Krieg tritt er in den diplomatischen Dienst ein und ist Botschafter der Bundesrepublik Deutschland.
Literatur
- Horst-Pierre Bothien: Die Jovy-Gruppe. Eine historisch-soziologische Lokalstudie über nonkonforme Jugendliche im "Dritten Reich". Münster 1995
- Peter Finkelgruen: Feierstunde. In: Pen-Info 2013, 1. Auflage, Januar 2014, S. 57 ff.
- Michael Jovy: Jugendbewegung und Nationalsozialismus. Zusammenhänge und Gegensätze. Versuch einer Klärung. Münster 1984