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Rudolf von Scheliha

31. Mai 1897 - 22. Dezember 1942
Rudolf von Scheliha Rudolf von Scheliha 

Rudolf von Scheliha, Sohn eines schlesischen Rittergutsbesitzers, meldet sich im März 1915 als Kriegsfreiwilliger zur Front, wird mehrfach verwundet und scheidet Ende 1918 als Leutnant der Reserve aus dem Heer aus. Von 1919 bis 1921 studiert er in Breslau Rechtswissenschaften, nimmt im Mai 1921 am oberschlesischen Aufstand teil und wird im Dezember 1921 Referendar. Als Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses wendet er sich gegen antisemitische Ausschreitungen. Im Februar 1922 tritt Rudolf von Scheliha in die Hamburger Außenhandelsstelle des Auswärtigen Amtes ein, wird ein halbes Jahr später Attaché und arbeitet in Berlin in der für Osteuropa zuständigen Abteilung im Vorzimmer des Staatssekretärs Ago von Malzahn. Im Dezember 1924 wird er endgültig in den diplomatischen Dienst übernommen und arbeitet in den Auslandsvertretungen in Prag, Konstantinopel, Ankara, Kattowitz, Warschau und Brünn. 1927 zum Legationsrat ernannt, heiratet er im selben Jahr Marie Louisa von Medinger, mit der er später zwei Kinder hat. Seit 1932 ist er an der Deutschen Gesandtschaft in Warschau tätig. Scheliha, der am 1. Juli 1933 in die NSDAP eintritt, knüpft in Warschau vielfältige freundschaftliche Kontakte zu den unterschiedlichsten NS-Gegnern, unter anderen auch zu Rudolf Herrnstadt und Ilse Stöbe, die beide für den sowjetischen Nachrichtendienst arbeiten. An allen seinen Einsatzorten setzt er sich für die Freilassung und Ausreise von verfolgten NS-Gegnern ein. Kurz vor Kriegsausbruch kehrt er nach Berlin zurück und ist als Referatsleiter in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes beschäftigt, wo auch Ilse Stöbe und Carl Helfrich arbeiten. Hier erfährt er von deutschen Übergriffen und Gewaltverbrechen an der polnischen Bevölkerung. Während seiner Reisen in die Schweiz gibt er Informationen über die „Endlösung der Judenfrage“ weiter. Scheliha steht auch dem Kreis der militärischen Verschwörer um Henning von Tresckow nahe. Kurz nach einer seiner Reisen wird er am 29. Oktober 1942 im Büro des Personalchefs des Auswärtigen Amtes festgenommen. Am 14. Dezember 1942 wird Rudolf von Scheliha vom 2. Senat des Reichskriegsgerichts wegen „Landesverrats“ zum Tode verurteilt und am 22. Dezember in Berlin-Plötzensee ermordet.

Literatur

  • Ulrich Sahm: Rudolf von Scheliha 1897-1942. Ein deutscher Diplomat gegen Hitler. München 1990