Gedenkstätte Deutscher Widerstand Biografie
Richard Löwenthal
Richard Löwenthal, Sohn eines Handelsvertreters, studiert 1926 bis 1931 in Berlin und Heidelberg Nationalökonomie und Soziologie, tritt 1926 in die KPD ein und wird 1927/28 Reichsleiter des KPD-Studentenverbandes "Kostrufa". Er fordert bereits als Student die Annäherung von Kommunisten und Sozialdemokraten, um die Nationalsozialisten besser bekämpfen zu können. Nach seiner Kritik an der Sozialfaschismus-Theorie der Kommunisten wird Löwenthal 1928 aus der KPD ausgeschlossen. Von 1929 bis 1931 Mitglied der KPDO, stößt er nach seiner Promotion in Heidelberg zu einem Kreis um Walter Loewenheim, aus dem nach 1933 die Gruppe Neu Beginnen wird. Dort gehört er zu den Befürwortern eines offensiven Widerstands gegen Hitler. Er unterstützt die Schulungstätigkeit der Gruppe mit Ausarbeitungen über die ökonomischen und politischen Hintergründe und über den Herrschaftsmechanismus des deutschen Faschismus. Um einer Verhaftungswelle gegen die Mitglieder von Neu Beginnen zu entkommen, emigriert Löwenthal im August 1935 nach Prag, wo er gemeinsam mit Karl Frank das Auslandsbüro von Neu Beginnen führt. 1936/37 kann er während eines Studienaufenthaltes wichtige Verbindungen zum Londoner Exil herstellen. Er wird wegen seiner wissenschaftlichen Analyse des Nationalsozialismus als ein führender Theoretiker der Sozialdemokratie geschätzt. 1939 flieht Löwenthal von Prag über Paris nach London und arbeitet dort als Journalist. Bald beteiligt er sich intensiv an den Auseinandersetzungen über die Grundlinien einer Neuordnung und kehrt 1948 als Deutschlandkorrespondent der Nachrichtenagentur Reuter nach Deutschland zurück. 1960 übernimmt er einen Lehrstuhl an der Freien Universität Berlin. Richard Löwenthal stirbt 1991 in Berlin.
Literatur
- Hans J. Reichhardt: Neu Beginnen. Ein Beitrag zur Geschichte des Widerstandes der Arbeiterbewegung gegen den Nationalsozialismus, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 12 (1963), S. 150 ff.
- Richard Löwenthal: Die Widerstandsgruppe "Neu Beginnen" (= Beiträge zum Widerstand 1933 - 1945, Heft 20). Berlin 1985 (2. Auflage)
- Richard Löwenthal: Faschismus und Monopolkapitalismus. 6 frühe Aufsätze. Berlin 1979
- Udo Vorholt: Die Gruppe Neu Beginnen im Exil. Richard Löwenthals Bewertung der Politik der Sowjetunion in den dreißiger/vierziger Jahren, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 41 (1993), S. 204 ff.