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Laurentius Siemer

08. März 1888 - 21. Oktober 1956
Laurentius Siemer Laurentius Siemer 

Laurentius Siemer tritt nach dem Abitur dem Dominikanerorden bei und wird 1914 zum Priester geweiht. Er studiert Philosophie und Theologie sowie Philologie und Geschichte und übernimmt 1921 das Rektorat des Ordensgymnaisums in Vechta. 1932 wird Siemer zum Provinzial der Dominikaner-Provinz Teutonia gewählt. Nach einer anfänglich ambivalenten Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus entwickelt sich Siemer zu einem entschiedenen Gegner des Regimes. Im Zuge der sogenannten Devisenprozesse wird er 1935 in Köln von der Gestapo festgenommen, verhört und für mehrere Monate inhaftiert. Siemer pflegt enge Kontakte zu verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen aus dem Widerstand. Er gehört zu den maßgeblichen Mitgliedern des Ausschusses für Ordensangelegenheiten, der sich im Zusammenhang mit dem Vorgehen der Nationalsozialisten gegen katholische Klöster bildet und der die Bischöfe zu einem Einsatz für die bedrohten Orden sowie einen entschiedeneren Widerstand gegen den nationalsozialistischen Staat bewegen will. 1941 ist er durch Vermittlung Josef Wirmers, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet, als Verbindungsmann der Widerstandsgruppe im Amt Ausland/Abwehr zum Vatikan im Gespräch. Siemer gehört zudem dem Kölner Kreis um das Kettelerhaus an, referiert hier über die katholische Soziallehre als Ausgangspunkt für den Neuaufbau Deutschlands und arbeitet für Carl Goerdeler an einem Entwurf über das zukünftige Verhältnis von Staat und Kirche. Bei einem Treffen mit Goerdeler wird in diesem Kreis im Herbst 1942 über die personelle Besetzung von Schlüsselpositionen im Westen Deutschlands nach einen erfolgreichen Umsturz beraten. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 gelingt es Siemer, sich einer Festnahme zu entziehen. Er überlebt in einem Versteck das Kriegsende.

 

 

Literatur

  • Antonia Leugers: Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941 – 1945. Frankfurt am Main 1996
  • Laurentius Siemer: Aufzeichnungen und Briefe. Frankfurt am Main 1958
  • Vera Bücker: Der Kölner Kreis und seine Konzeption für ein Deutschland nach Hitler. In: Historisch-politische Mitteilungen, 2 (1995), S. 49 ff.