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Jizchak Schwersenz

30. Mai 1915 - 01. Juni 2005
Jizchak Schwersenz Jizchak Schwersenz 

Bereits als Neunjähriger wird Jizchak Schwersenz, Sohn eines Kaufmannes, Mitglied des jüdischen religiös-orthodoxen Jugendbundes Esra. Als Dreizehnjähriger wechselt er in den jüdischen Pfadfinderbund Kadima (Vorwärts). Kurz vor dem Abitur unternimmt er mit einer Jugendgruppe eine Reise nach Holland, von der er aus Angst vor der Gestapo nicht zurückkehrt. Seit 1933 engagiert sich Schwersenz als Jugendführer in der Jugend-Alija, die sich bemüht, junge Juden auf ein Arbeiterleben in Palästina vorzubereiten. Von der Bundesleitung der zionistischen Weltorganisation Hechaluz (Der Pionier) wird Schwersenz 1935 nach Deutschland zurückgerufen. Er betreut in Köln ein Heim der Jüdischen Jugendhilfe, zugleich besucht er bis Ende 1936 die Kölner Jüdische Religionsakademie, ein früheres Lehrer-Seminar. Nach dem Abitur am Adass-Jisroel-Gymnasium und seinem anschließenden Studium an der Lehrerbildungsanstalt legt Jizchak Schwersenz Ende Februar 1939 das Lehrerexamen ab, das ihn zum Unterricht von „nichtarischen Schülern“ berechtigt. Im selben Jahr wird er Direktor der Jugend-Alijah-Schule in Berlin. Als Schwersenz im August 1942 deportiert werden soll, widersetzt er sich durch Flucht in den Untergrund. Unterstützt von Edith Wolff sammelt er im Frühjahr 1943 jüdische Jugendliche aus seinem ehemaligen Schülerkreis und der zionistischen Jugendbewegung um sich, die er auf ein Leben in der Illegalität vorbereitet. Diese Gruppe, die bald vierzig Mitglieder umfasst, nennt sich Chug Chaluzi (Pionierkreis). Sie ist die einzige bisher bekannte zionistische Untergrund-Gruppe, die in Deutschland in dieser Form besteht, und kann sich länger als ein Jahr am Leben halten. Die Mitglieder eint der Wille „durchzuhalten“, die Deportierten in den Lagern des Ostens zu unterstützen und zu versuchen, sich durch die Flucht ins Ausland zu retten. Jizchak Schwersenz gelingt im Februar 1944 selbst die Flucht in die Schweiz. Später wandert er nach Haifa aus und kehrt 1989 nach Deutschland zurück.

17.1 Widerstand von Juden

Literatur

  • Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin 1988
  • Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion, Berlin 1939-1945. Berlin 1993