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Bernhard Steinbach

1918 -
Bernhard Steinbach Bernhard Steinbach 

Bernhard Steinbach wächst zusammen mit dreizehn Geschwistern in Worms auf und besucht dort die Schule. Im Sommer ist er mit seiner Familie und Verwandten mit Pferd und Wagen auf der Reise, vorwiegend in Bayern, Baden-Württemberg und im Rheinland, wo er die Schulbesuche fortsetzen kann. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme beginnt für die Sinti und Roma in Deutschland eine Zeit der „rassisch“ begründeten Entrechtung und Verfolgung, unter der auch die Familie von Bernhard Steinbach zu leiden hat. 1933 werden zwei seiner Onkel im KZ Osthofen bei Worms inhaftiert. Die Familie flüchtet zunächst nach Österreich. Die Weiterreise nach Italien ist nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich nicht mehr möglich. 1939 meldet sich Bernhard Steinbach freiwillig zur Wehrmacht. Er wird 1940 eingezogen und kommt nach Posen. Seine Eltern und Geschwister sowie alle anderen Verwandten, insgesamt fünfundzwanzig bis dreißig Familien, werden verhaftet und in das Sammellager Frankfurt-Dieselstraße gebracht. Kurz darauf wird Bernhard Steinbach aus „rassischen Gründen“ aus der Wehrmacht entlassen. Er kommt zu seiner Familie in das Lager Frankfurt-Dieselstraße, wo er für verschiedene Unternehmen Zwangsarbeit leisten muss. Er heiratet und bekommt eine Tochter. Am 9. März 1943 wird Bernhard Steinbach gemeinsam mit seiner Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Seine 13 Monate alte Tochter Clara stirbt kurz nach der Ankunft. Als Lagerschreiber ist Bernhard Steinbach gezwungen, jeden Tag die Namen der Toten in Listen einzutragen. Außerdem muss er gemeinsam mit jüdischen Gefangenen in der Häftlingskapelle spielen. Nach dem Aufstand vom 16. Mai 1944 im „Zigeunerlager“ von Auschwitz-Birkenau wird er Anfang August 1944 in das KZ Ravensbrück, wenig später in das KZ Sachsenhausen deportiert. Dort wird Bernhard Steinbach kurz vor Kriegsende erneut zur Wehrmacht eingezogen und gerät in sowjetische Kriegsgefangenschaft, die er überleben kann. In Hannover trifft er seine Frau wieder, die im KZ Bergen-Belsen von britischen Truppen befreit worden ist. Die meisten seiner Angehörigen sind von den Nationalsozialisten in Auschwitz-Birkenau ermordet worden.

17.2 Widerstand von Sinti und Roma

Literatur

  • Bernhard Steinbach (geb. 1918): „Die anderen sind alle vergast worden.“ In: Michail Krausnick (Hrsg.): „Da wollten wir frei sein!“ Eine Sinti-Familie erzählt. Weinheim/Basel 1983, S. 67ff.
  • Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Heidelberg: Gedenkbuch: Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. München/London/New York/Paris 1993
  • Michail Krausnick: Wo sind sie hingekommen? Der unterschlagene Völkermord an den Sinti und Roma. Gerlingen 1995