Wilhelm Guddorf

20. Februar 1902 - 13. Mai 1943
Wilhelm Guddorf Wilhelm Guddorf 

Wilhelm Guddorf wächst als ältestes von fünf Kindern in einer katholischen Gelehrtenfamilie auf. Schon auf dem Gymnasium fällt seine besondere Sprachbegabung auf. Entgegen dem Wunsch der Familie, Priester zu werden, studiert er nach dem Krieg Sprachen, Geschichte und Literatur in Münster, Leyden und Paris. 1922 tritt er der KPD bei und arbeitet zunächst als Redakteur bei der Freiheit bzw. dem Rhein-Ruhr-Pressedienst der KPD. Ab 1926 leitet Guddorf die außenpolitische Redaktion der Roten Fahne und veröffentlicht Artikel, Essays sowie historische Betrachtungen unter dem Pseudonym Paul Braun. Guddorf ist von 1930 bis 1942 mit Hilde Morgner verheiratet und hat mit ihr eine Tochter. Im Sommer 1932 scheidet er vermutlich wegen parteinterner Differenzen aus der Redaktion aus und arbeitet als Übersetzer für das Gewerkschaftsbüro Interkom.
Wegen illegaler Verbreitung der Roten Fahne wird Guddorf am 22. Februar 1934 in Berlin-Charlottenburg festgenommen und zuerst im Columbia-Haus, später im Gestapo-Hausgefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße 8 und danach in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit inhaftiert. Am 17. Juli 1934 verurteilt der 4. Strafsenat des Kammergerichts Guddorf und seinen Freund Heinz Verleih zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe, die Guddorf in der Strafanstalt Luckau verbüßt. Die Gestapo überstellt ihn anschließend in das KZ Sachsenhausen. Dort leitet Guddorf politische Schulungen und Diskussionen. Nach seiner Entlassung nimmt er 1939 Kontakt zu Freunden aus der Haft in Berlin (Robert Uhrig, Martin Weise), in Hamburg (Bernhard Bästlein, Robert Abshagen) und zu anderen Hitler-Gegnern aus dem kommunistischen Widerstand (John Sieg, Walter Husemann) auf.
Guddorf ist in einer wissenschaftlichen Buchhandlung beschäftigt. Dort lernt er Eva-Maria Buch kennen, mit der er in der Folgezeit eng befreundet ist und illegal arbeitet. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn auch mit Harro Schulze-Boysen. Guddorf ist an der Ausarbeitung von Flugschriften beteiligt, verfasst Artikel für die Innere Front und gehört zu den führenden Köpfen der Roten Kapelle. Am 15. Oktober 1942 wird er festgenommen, am 3. Februar 1943 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee enthauptet.

14 Die Rote Kapelle

Literatur

  • Regina Griebel / Marlies Coburger / Heinrich Scheel: Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle. Eine Foto-Dokumentation. Halle/S. 1992, S. 198f.
  • Hans Coppi / Jürgen Danyel / Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 1994
  • Ekkehard Klausa: Wilhelm Guddorf - Ein kommunistischer Schöngeist in der Roten Kapelle, in: Christian-Matthias Dolff / Julia Gerke / Christoph Studt (Hrsg.): "Seid einig, einig gegen Hitler!" Formen, Ziele und Motive des Widerstands von links. Augsburg 2020, S. 133ff.
  • Hermann Weber / Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarb. und stark erw. Auflage. Berlin 2008
  • Johannes Tuchel: "... wenn man bedenkt, wie jung wir sind, so kann man nicht an den Tod glauben." Liane Berkowitz, Friedrich Rehmer und die Widerstandsaktionen der Berliner Roten Kapelle. Berlin 2022