Herbert Baum
Herbert Baum, 1912 in Posen geboren, wächst in Berlin in der Familie eines Buchhalters auf und wird 1928 nach dem Besuch der Mittelschule Elektriker. Durch die Teilnahme an Abendkursen der Beuth-Akademie will er sich auf den Beruf des Elektroingenieurs vorbereiten, wird jedoch als Jude 1935 vom Besuch dieser Fortbildungsanstalt ausgeschlossen. Als Zwanzigjähriger leitet er den Ring-Bund Deutsch-Jüdischer Jugend und tritt 1931 dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei. Nach 1933 beteiligt er sich am illegalen Kampf der KPD gegen den NS-Staat und ist bis 1936 vor allem für die Verbindungen zwischen der Berliner Bezirksleitung und dem Kommunistischen Jugendverband verantwortlich. Seit 1936 sammelt sich um ihn eine Gruppe junger Kommunisten, von denen die meisten jüdischer Herkunft sind. Baum steht in Verbindung mit anderen Berliner Kommunisten, die wie Robert Uhrig ebenfalls Widerstandsgruppen aufbauen.
Die Vervielfältigung der Flugblätter und Untergrundzeitungen ist nicht nur gefährlich, sondern auch teuer. Weil die Widerstandsgruppe um Baum nahezu völlig auf sich gestellt ist, versuchen die Mitglieder, das dringend benötigte Geld für Matrizen und einen Vervielfältigungsapparat auch durch Diebstähle zu beschaffen. Einmal brechen sie sogar in die Wohnung eines Berliner Juden ein und entwenden mehrere wertvolle Gegenstände, ohne sie jedoch verkaufen zu können. Diese Aktion zeigt, in welcher verzweifelten Lage sich die Widerstandsgruppe um Herbert Baum befindet.
Die Artikel, die für die Flugschriften bestimmt sind, werden von mehreren Mitgliedern der Widerstandsgruppe diskutiert und in der Regel sogar gemeinsam als Flugblatttext formuliert. Weil nur Nichtjuden eine Schreibmaschine benutzen dürfen, müssen die Texte von nichtjüdischen Gruppenmitgliedern – etwa Irene Walter und Suzanne Wesse – heimlich an ihren Arbeitsplätzen abgeschrieben werden. Im Keller der Wohnung von Herbert Baum werden die Matrizen vervielfältigt. Manche Flugblätter werden breit gestreut, manche gezielt an Angehörige bestimmter Berufe verteilt oder auf dem Postweg verbreitet. Um die Kosten für diese Aktionen zu bestreiten, verzichten manche Mitglieder auf ein Fünftel ihres Wochenlohnes.
Seit 1941 muss Herbert Baum in der „Judenabteilung“ der Berliner Elmo-Werke arbeiten und kommt dort mit anderen Zwangsarbeitern in Verbindung. Nach ihrem Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten am 18. Mai 1942 wird die Gruppe aufgedeckt. Herbert Baum wird am 22. Mai festgenommen und wählt in der Haft in Berlin-Moabit am 11. Juni 1942 den Freitod.
Literatur
- Eric Brothers: Wer war Herbert Baum? Eine Annäherung auf der Grundlage von „oral histories“ und schriftlichen Zeugnissen. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939-1945. Berlin 1993, S. 83ff.
- Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Die Herbert-Baum-Gruppe. In: Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden 1933-1945. Köln 1994, S. 56ff.
- Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Juden. Der Kampf um Existenz und Menschenwürde. Hamburg 1984
- Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939-1945. Berlin 1993, S. 95ff.
- Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe. Berlin 2004