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18 Widerstand im Kriegsalltag

Seit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 greifen Geheime Staatspolizei und Justiz noch entschiedener als in den Jahren zuvor in das Alltagsleben der Deutschen ein, um oppositionelle Regungen im Keim zu ersticken. Prozesse und Todesurteile auf Grundlage des „Kriegssonderstrafrechts“ sollen die Bevölkerung einschüchtern. Vor allem in den letzten Kriegsjahren werden noch Tausende angeklagt, verurteilt und ermordet. Kritische Äußerungen Einzelner werden als „Wehrkraftzersetzung“ mit dem Tode bestraft. Dieses Schicksal kann auch jene Menschen treffen, die „Feindsender“ abhören, um sich so von der NS-Propaganda unabhängig zu machen.

Einzelne nutzen dennoch ihre Handlungsspielräume. Sie helfen verfolgten Juden, Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Deserteuren, informieren über den tatsächlichen Kriegsverlauf und die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Selbst in den Konzentrationslagern gibt es Aktionen von Selbstbehauptung und Solidarität bis hin zu gemeinsamen Ausbruchsversuchen und Aufständen.

Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus politischer Gegnerschaft entziehen sich trotz der drohenden Todesstrafe dem verbrecherischen Krieg. Regimegegner, die seit den 1930er Jahren wegen ihrer politischen Vorstrafen als „wehrunwürdig“ gelten, werden in besonderen „Bewährungseinheiten“ 999 zusammengefasst. Viele von ihnen sind bestrebt, Kriegshandlungen zu sabotieren oder zu desertieren.

Manche deutsche Regimegegner versuchen in der sowjetischen, amerikanischen und britischen Kriegsgefangenschaft, das nationalsozialistische System propagandistisch zu bekämpfen und Mitgefangene aufzuklären. Mehr als 10.000 Deutsche schließen sich im Exil den alliierten Armeen an, um Deutschland zu befreien.

Mehrfach versuchen Deutsche im April 1945, ihre Städte kampflos zu übergeben und Zerstörungsbefehle zu sabotieren. Sie werden standrechtlich verurteilt und öffentlich ermordet – nicht selten nur Stunden vor dem Eintreffen alliierter Truppen.

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