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Wilhelm Leuschner

15. Juni 1890 - 29. September 1944
Wilhelm Leuschner Wilhelm Leuschner 

Wilhelm Leuschner gehört in der Weimarer Republik zu den einflussreichsten sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern und Politikern. Der gelernte Holzbildhauer tritt 1908 der SPD bei, studiert 1909/10 an der Kunstakademie in Nürnberg, arbeitet anschließend in der Möbelindustrie und nimmt als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Danach wird er hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär in Darmstadt und steht bis 1926 an der Spitze des Hessischen Landesverbandes der SAJ. Er ist verheiratet mit Elisabeth Baatz, mit der er zwei Kinder hat. Von 1922 bis 1925 ist er Vorsitzender des SPD-Ortsvorstandes Darmstadt. 1924 wird er erstmals in den Hessischen Landtag gewählt und ist dort bis 1928 Vizepräsident. Er ist außerdem Stadtverordneter und Mitglied des Provinziallandtages Starkenburg. 1928 wird er Innenminister der Hessischen Landesregierung. Nach der Machtübernahme Hitlers tritt er als Minister zurück. Zu seinen engen Mitarbeitern zählen Carlo Mierendorff und Ludwig Schwamb. Am 2. Mai 1933 wird Leuschner in Berlin von der SA festgenommen, misshandelt und bis zum 5. Mai festgehalten. Das NS-Regime zwingt Leuschner, der auch stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) ist, im Juni 1933 an einem Kongress des Internationalen Arbeitsamtes in Genf als Begleiter von Robert Ley, dem Führer der "Deutschen Arbeitsfront", teilzunehmen. Da er sich weigert, das NS-Regime zu unterstützen, wird er auf der Rückreise erneut festgenommen und bis Juni 1934 im KZ Lichtenburg gefangengehalten. Er bleibt danach unter Polizeiaufsicht. Bis 1944 ist er Inhaber einer Firma zur Herstellung von Bierzapfhähnen, in der auch andere ehemalige sozialdemokratische Funktionäre wie Hermann Maaß, Ernst Schneppenhorst und Friedrich Ebert jun. tätig sind. Leuschner knüpft Kontakte zu Julius Leber und über Dietrich Bonhoeffer zur bürgerlichen Opposition. Bei Kriegsausbruch im September 1939 wieder kurzzeitig inhaftiert, hält Leuschner in den folgenden Jahren über Carl Goerdeler Kontakte zum Kreisauer Kreis. Leuschner ist für das Amt des Vizekanzlers für die Zeit nach dem Sturz Hitlers vorgesehen. Auf Grund einer Denunziation wird er am 16. August 1944 verhaftet und anschließend im KZ Ravensbrück und in der SS-Sicherheitspolizeischule Drögen von der Gestapo verhört. Am 8. September 1944 verurteilt ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Am 29. September 1944 wird Wilhelm Leuschner in Berlin-Plötzensee ermordet.

4 Widerstand aus der Arbeiterbewegung

Literatur

  • Axel Ulrich: Wilhelm Leuschner. Ein deutscher Widerstandskämpfer. Für Freiheit und Recht, Einheit der Demokraten und eine soziale Republik. Wiesbaden 2012
  • Wolfgang Hasibether (Hrsg.): Wilhelm Leuschner: „Schafft die Einheit“. Berlin 2001
  • Joachim G. Leithäuser: Wilhelm Leuschner. Ein Leben für die Republik. Köln 1962
  • Rudolf Lill/HEinrich Oberreuter (Hrsg.): 20. Juli. Portraits des Widerstands. Düsseldorf und Wien 1984