Gedenkstätte Deutscher Widerstand Biografie
Wilhelm Canaris
Wilhelm Canaris tritt 1905 in die kaiserliche Marine ein und nimmt als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. 1919 heiratet er Erika Waag, mit der er zwei Töchter hat. Er ist Mitglied des Kriegsgerichts, das die meisten der Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg freispricht, und unterstützt im März 1920 den Kapp-Lüttwitz-Putschversuch. Danach wieder als Admiralstabsoffizier und in der Marineleitung tätig, übernimmt Canaris 1932 als Kapitän zur See das Kommando über die "Schlesien".
1933 begrüßt er die nationalsozialistische Machtübernahme und erhofft eine Revision des Versailler Vertrags. Wilhelm Canaris wird 1935 überraschend als Konteradmiral zum Chef der Abwehrabteilung des Reichskriegsministeriums (später: Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht) ernannt. Seit 1938 steht er den Kriegsvorbereitungen zunehmend distanziert gegenüber und lässt in der Folgezeit oppositionelle Mitarbeiter der Abwehr gewähren, ohne sich aktiv an der Konspiration zu beteiligen. Im Sommer 1942 deckt Canaris die Bemühungen von Hans Oster und Hans von Dohnanyi, einer von der Deportation bedrohten Gruppe Berliner Jüdinnen und Juden die Flucht in die Schweiz zu ermöglichen. Als Dohnanyi und Oster 1943 festgenommen werden, gerät Canaris immer stärker unter Beobachtung der Gestapo und wird im Februar 1944 seines Amtes enthoben.
Drei Tage nach dem 20. Juli 1944 wird er festgenommen. Als in einem Panzerschrank der Abwehr in Zossen bei Berlin belastende Unterlagen gefunden werden, wird die Unterstützung von Canaris für einige der am Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 Beteiligten deutlich. Noch kurz vor Kriegsende, am 9. April 1945 wird Canaris im Konzentrationslager Flossenbürg auf Befehl Hitlers ermordet.
Literatur
- Winfried Meyer: Unternehmen Sieben. Eine Rettungsaktion für vom Holocaust Bedrohte aus dem Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht. Frankfurt am Main 1993