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Robert Havemann

10. März 1910 - 09. April 1982
Robert Havemann Robert Havemann 

Der 1910 in München geborene Robert Havemann wächst in einer Intellektuellenfamilie auf. Er studiert Chemie und erlebt als Doktorand 1933 die Vertreibung seines ersten Mentors Herbert Freundlich aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie. Seit 1932 hat er Kontakte zur Komintern, 1933 schließt er sich der sozialistischen Widerstandsgruppe Neu Beginnen an. Aus ihrer gesellschaftlichen Position ergeben sich für Georg Groscurth, Robert Havemann, Paul Rentsch und Herbert Richter besondere Handlungsspielräume, gegen das NS-Regime zu arbeiten. Sie können Verfolgten nicht nur helfen, in der Illegalität zu überleben, sondern sie sind in der Lage, die ihnen zugänglichen Informationen und Verbindungen zu nutzen, um die Widerstandstätigkeit anderer zu unterstützen, zu koordinieren und zu vernetzen. So werden sie zum Zentrum verschiedener, unabhängig voneinander entstandener Gruppierungen. Der Versuch, auch Kontakte zu den Alliierten herzustellen, scheitert. Im Sommer 1943 verfassen Havemann, Groscurth, Richter und Rentsch mehrere programmatische Texte. Sie geben ihrer Gruppe den Namen „Europäische Union“. Wegen seiner Beteiligung an Hilfsaktionen für Verfolgte und als führender Kopf der Europäischen Union wird Havemann am 5. September 1943 festgenommen und am 16. Dezember 1943 zum Tode verurteilt. Da seine Forschungsarbeiten für die NS-Rüstung unentbehrlich erscheinen, wird die Vollstreckung aufgeschoben. 1945 wird Havemann aus dem Zuchthaus Brandenburg-Görden von der Roten Armee befreit. Nach dem Krieg schließt er sich der SED an, entwickelt sich aber in der Folge des XX. Parteitages der KPdSU 1956 zum Regimekritiker. 1964 aus der SED ausgeschlossen, verliert Havemann 1965 seine Anstellung. Von 1976 bis 1978 steht er unter Hausarrest. Bis zu seinem Tod 1982 ist Robert Havemann einer der bekanntesten Regimekritiker der DDR.

Literatur

  • Bernd Florath: Die Europäische Union. In: Johannes Tuchel (Hrsg.): „Der vergessene Widerstand“ – Zu Realgeschichte und Wahrnehmung von Opposition und Widerstand gegen den Nationalsozialismus (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 5). Göttingen 2005, S. 114ff.
  • Manfred Wilke/Werner Theuer: Robert Havemann und die Widerstandsgruppe Europäische Union (Arbeitspapiere des Forschungsverbundes SED-Staat, 29). Berlin 1999
  • Robert Havemann. Dokumente seines Lebens. Zusammengestellt und eingeleitet von Dirk Draheim u.a., Berlin 1991
  • Simone Hannemann: Robert Havemann und die Widerstandsgruppe „Europäische Union“. Ein Darstellung der Ereignisse und deren Interpretation nach 1945. (Schriftenreihe des Robert-Havemann-Archivs, 6) Berlin 2001