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Fancia Grün

22. August 1904 - 03. März 1945
Fancia Grün Fancia Grün 

Fancia Glück wird in Galizien geboren. 1911 zieht ihre Familie nach Berlin, wo Fancia eine kaufmännische Ausbildung absolviert. 1928 heiratet sie den Kaufmann Gerhard Grün. 1938 wird die Ehe geschieden. Fancia Grün arbeitet als Sekretärin bei der Meldestelle der Jüdischen Gemeinde Berlin, wo sie auch Deportationslisten schreibt. So ist sie, wie auch ihr Freund Werner Scharff, über das Geschehen in der Jüdischen Gemeinde informiert. Sie steht mit ihrem ehemaligen Mann Gerhard Grün, der seit Anfang 1942 mit Ilse Grün verheiratet ist, weiter in Verbindung. Gerhard Grün und seine Frau Ilse tauchen am 15. Januar 1943 unter, während Werner und Gertrud Scharff sowie Fancia Grün erst am 10. Juni 1943 in den Untergrund gehen. Fancia Grüns genauen Quartiere sind nicht bekannt. Sie kennt Johanna Schallschmidt, Edith Berlow und andere Helfer. Nach Werner Scharffs Festnahme im Juli 1943 wird auch Fancia Grün festgenommen. Beide werden am 4. August1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, von wo ihnen am 7. September 1943 zusammen mit Abraham Niegho die Flucht gelingt. Ende September 1943 lernt Werner Scharff in Luckenwalde Hans Winkler kennen. Die beiden Männer beschließen, Juden zu verstecken und mit Flugblättern gegen den Krieg aufzurufen. Werner Scharff bindet Freunde und Bekannte aus Berlin ein. So entsteht die Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau”, der etwa 20 Personen angehören. Fancia Grün, die bei verschiedenen Mitgliedern der Widerstandsgruppe unterkommt, ist in alle Widerstandsaktivitäten Werner Scharffs eingebunden. Später mieten Werner Scharff und Fancia Grün unter falschem Namen in Fürstenwalde ein Zimmer. Nach Werner Scharffs Festnahme am 14. Oktober 1944 in Prieros wird auch Fancia Grün sechs Tage später vor dem Rathaus Treptow festgenommen und zunächst im Gefängnis am Alexanderplatz festgehalten. Dort trifft sie auch die inhaftierte Gertrud Scharff wieder. Wie die anderen Häftlinge wird auch Fancia Grün 1945 in das Lager Schulstraße transferiert und erneut in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 3. März 1945 wird Fancia Grün in der „Kleinen Festung“ in Theresienstadt ermordet.

Literatur

  • Eugen Herman-Friede: Für Freudensprünge keine Zeit: Erinnerungen an Illegalität und Aufbegehren 1942 – 1948. Berlin 1991
  • Barbara Schieb-Samizadeh: Die Gemeinschaft für Frieden und Aufbau. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1993, S. 37ff.
  • Barbara Schieb-Samizadeh: Die Gemeinschaft für Frieden und Aufbau. Eine wenig bekannte Widerstandsgruppe. In: Dachauer Hefte 7 (1991), S. 174 ff.