Skip to content

Antonie Pfülf

14. Dezember 1877 - 08. Juni 1933
Antonie Pfülf Antonie Pfülf 

Am 14. Dezember 1877 wird Antonie Pfülf im damals deutschen Metz geboren, wo sie ihre Kindheit in einem großbürgerlichen Elternhaus verbringt. Gegen den Willen der Eltern geht sie 1896 nach München an die Lehrerbildungsanstalt und unterrichtet ab 1902 in verschiedenen Schulen in Oberbayern und ab 1907 wieder in München. Angesichts des Kinderelends, welches sie als Junglehrerin erlebt, arbeitet sie bis 1928 ehrenamtlich als Armen- und Waisenrätin. Toni Pfülf gehört seit 1902 der SPD an und kämpft für die Chancengleichheit im Bildungswesen, um auch Arbeiterkindern den Zugang zu weiterführenden Schulen zu ermöglichen. 1919 ist sie Mitglied der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und von 1920 bis 1933 Abgeordnete des Deutschen Reichstags. Sie engagiert sich für die Gleichberechtigung der Frauen, gegen die Todesstrafe und schon früh auch gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und verlangt ein entschiedenes Handeln der Führungen von SPD und Gewerkschaften. Sie stimmt am 23. März 1933 im Reichstag mit den trotz Terror und Flucht anwesenden Abgeordneten ihrer Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz. Als sich die Mehrheit der SPD-Fraktion entschließt, am 17. Mai 1933 einer gemäßigt gehaltenen Regierungserklärung des Reichskanzlers Adolf Hitler zu außenpolitischen Fragen zuzustimmen, kritisiert sie dieses Vorgehen. Auf der Rückfahrt von Berlin nach München unternimmt sie einen schon länger erwogenen Versuch, sich das Leben zu nehmen. Sie wiederholt ihn und stirbt am 8. Juni 1933 in ihrer Münchener Wohnung. In ihrer vorab formulierten Todesanzeige steht: „Sie ging mit dem sicheren Wissen von dem Sieg der großen Sache des Proletariats, der sie dienen durfte.”

Literatur

  • Antje Dertinger: Dazwischen liegt nur der Tod. Leben und Sterben der Sozialistin Antonie Pfülf. Berlin 1986
  • Eva Maria Volland: Antonie (Toni) Pfülf – … die Interessen der Frauen zu vertreten. In: Hartmut Mehringer (Hrsg.): Von der Klassenbewegung zur Volkspartei. Wegmarken der bayerischen Sozialdemokratie 1892 – 1992. München/London/New York/Paris 1992, S. 187 ff.
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933 - 1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erw. und überarb. Auflage. Düsseldorf 1994
  • Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hrsg.): Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert. Marburg 2000