Tony Sender

29. November 1888 - 26. Juni 1964
Tony Sender Tony Sender 

Die aus einem orthodox jüdischen Elternhaus stammende Sidonie Zippora (Tony) Sender tritt 1910 in die SPD ein. Im selben Jahr geht sie in die Pariser Zentrale einer Metallwarenhandlung und engagiert sich in der sozialistischen Partei. Bei Kriegsbeginn 1914 kehrt sie nach Deutschland zurück. Sie gehört zu den Kritikern der Kriegskreditbewilligung in der SPD und engagiert sich in der innerparteilichen Opposition. 1917 ist sie Mitbegründerin der Unabhängigen Sozialistische Partei (USPD). 1919 bekennt sie sich zum Rätesystem, lehnt jedoch die undemokratischen Parteimethoden der Kommunisten ab. 1918/19 ist Tony Sender die einzige Frau im Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrat. Zwischen 1920 und 1933 Reichstagsmitglied, wirkt sie von 1924 bis 1933 als Reichstagsabgeordnete für den Wahlkreis Dresden-Bautzen mit den Arbeitsschwerpunkten Zoll- und Handelspolitik. Daneben ist sie als Gewerkschafterin von 1919 bis 1933 Redakteurin der Betriebsrätezeitung des Metallarbeiterverbandes. 1927 übernimmt sie zusätzlich die Redaktion der sozialdemokratischen Zeitschrift „Frauenwelt”, in der sie mehr als 400 eigene Beiträge veröffentlicht. Nach offenen Morddrohungen der Nationalsozialisten flüchtet Tony Sender am 5. März 1933 in die Tschechoslowakei, wo sie ihren Kampf gegen das NS-Regime aus dem Exil fortsetzt. Wenig später erhält sie das Angebot, für die „Volksgazet” in Antwerpen zu schreiben. Auch hier ist sie im Widerstand aktiv und arbeitet eng mit der dortigen 50-köpfigen Exilgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold zusammen. Im März 1934 aus Deutschland ausgebürgert, bleibt Tony Sender nach einer dreimonatigen Vortragsreise 1935 in den USA, deren Staatsbürgerschaft sie 1943 erhält. Tony Sender stirbt 1964 in New York.

2 Verteidigung der Republik

Literatur

  • Tony Sender: Autobiographie einer deutschen Rebellin. Hrsg. von Gisela Brinker-Gabler. Frankfurt am Main 1981
  • Tony Sender 1888 – 1964. Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin. Historisches Museum Frankfurt am Main 1992
  • Anette Hild-Berg: Tony Sender (1888–1964). Ein Leben im Namen der Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit. Köln 1994.
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Düsseldorf 1994