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16 Exil und Widerstand

Seit 1933 fliehen über eine halbe Million Deutsche vor den Nationalsozialisten ins Ausland. Für sie bedeutet die Emigration nicht nur die Trennung von ihrer Heimat, sondern auch ein Leben in Ungewissheit. Die Hoffnungen der etwa 280.000 deutschen Juden, die emigrieren müssen, richten sich vielfach auf einen eigenen Staat in Palästina. Viele der Flüchtlinge, die aus politischen oder weltanschaulichen Gründen emigrieren, verstehen sich als Vertreter eines „anderen, besseren Deutschland“. In ihren Zufluchtsländern stehen die Exilanten jedoch vor immer neuen Problemen, die sich aus ihrer rechtlich unsicheren Lage und ihrer sozialen Not ergeben.

Die Emigranten haben unterschiedliche politische, kulturelle und religiöse Hintergründe. Viele von ihnen schließen sich im Exil zu Organisationen zusammen, deren Ziel es ist, die Weltöffentlichkeit über die Verhältnisse in Deutschland aufzuklären und die Verbindungen zum Widerstand im Innern Deutschlands aufrechtzuerhalten.

Mittelpunkte des politischen Exils bilden sich zunächst in Prag und Paris, danach in London, Stockholm und Moskau. Paris wird das geistige Zentrum der emigrierten Intellektuellen, die ihren Kampf gegen den Nationalsozialismus durch die Bildung einer „Volksfront“ aus Anhängern aller politischen Gruppen und Richtungen verstärken wollen. Von den 5.000 Deutschen, die seit 1936 im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republik kämpfen, fallen mehr als 1.000.

Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs werden in Frankreich, der Schweiz und Großbritannien viele deutsche NS-Gegner als „feindliche Ausländer“ interniert. Nach der Besetzung Frankreichs im Sommer 1940 geraten viele von ihnen in die Hand der Nationalsozialisten und werden in die Vernichtungslager deportiert, für lange Jahre inhaftiert oder ermordet. Eine große Zahl von Emigranten kämpft auch auf Seiten der alliierten Truppen für die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus.