Skip to content

Wilhelm Hammann

25. Februar 1897 - 25. Juli 1955
Wilhelm Hammann Wilhelm Hammann 

Wilhelm Hammann wird nach dem Besuch des Lehrerseminars in Alzey 1916 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Ersten Weltkrieg schließt er sich zunächst der USPD, 1919 der KPD an. 1927 wird er für die KPD in den hessischen Landtag gewählt, dem er bis 1933 angehört. Er wird bereits im April 1933 erstmals festgenommen und von der SA schwer misshandelt. Im Februar 1935 wird er erneut in Haft genommen und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat” zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Rockenberg verbüßt. Anschließend wird er in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er in der illegalen KPD-Gruppe aktiv ist. Gemeinsam mit anderen Häftlingen entwickelt er 1944 Pläne für den Neuaufbau eines demokratischen Schulwesens. Er ist zeitweise in der Häftlingsschreibstube eingesetzt und wird schließlich Blockältester im Kinderblock 8, wo er sich um mehrere hundert Kinder kümmert, für die er einen geheimen Unterricht organisiert. Hammann besorgt Verpflegung und Kleidung, schützt die Kinder vor Übergriffen der SS und vermittelt Kontakte zu Angehörigen im Lager. Als Anfang April 1945 die Evakuierung der jüdischen Häftlinge beginnt, rettet Hammann gemeinsam mit Häftlingen der Schreibstube alle 159 jüdischen Kinder in seinem Block vor dem Todesmarsch. Er lässt ihre gelben Winkel entfernen, organisiert die Änderung ihrer Eintragungen in der Häftlingskartei und versichert den misstrauischen SS-Männern, die jüdischen Kinder seien bereits abtransportiert. In der allgemeinen Verwirrung der letzten Tage gelingt die Täuschung. Die Kinder in Block 8 erleben am 11. April 1945 die Befreiung im Lager. Nach 1945 engagiert sich Wilhelm Hammann erneut für die KPD. 1984 wird er von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern” geehrt.

Literatur

  • Renate Knigge-Tesche/Axel Ulrich (Hrsg.): Verfolgung und Widerstand in Hessen 1933 – 1945. Frankfurt am Main 1996
  • Hans Georg Ruppel/Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820 – 1930. Darmstadt 1980, S. 123.
  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2008, 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage
  • Rosemarie Hoffmann: Das Schicksal der Kinder und Jugendlichen des Konzentrationslagers Buchenwald. Reflexionen in der Literatur. In: Edgar Bamberger/Annegret Ehmann (Hrsg.): Kinder und Jugendliche als Opfer des Holocaust. Dokumentation einer internationalen Tagung in der Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“. 12.–14. Dezember 1994. Heidelberg 1995, S. 145ff.