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Ralph Neumann

22. Mai 1926 - 13. April 2015
Ralph Neumann Ralph Neumann 

Als jüngstes Kind der Familie Neumann geboren, wächst Ralph in Berlin auf. Er besucht die Joseph-Lehmann-Schule und macht anschließend eine Gärtnerlehre in Ahlem bei Hannover. 1942 wieder in Berlin, arbeitet er auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee. Ab Herbst 1942 muss er bei der Firma Osram Zwangsarbeit verrichten. Seine Schwester Rita, seine Mutter und er selbst tauchen Mitte Februar 1943 unter, um der Deportation zu entgehen. In den ersten Verstecken können sie nicht lange bleiben. Teilweise gehen sie in ihre alte Wohnung in der Levetzowstraße zurück. Seine Mutter Gertrud Neumann wird im Frühjahr 1943 in der früheren Wohnung von der Gestapo entdeckt und festgenommen. Sie stirbt im Juni 1943 in der Haft. Ralph Neumann kommt zwischen Juni und August 1943 auf dem Hof des Bauern Fleischer im brandenburgischen Melchow bei Eberswalde unter, wo er sich wohlfühlt. Im August 1943 muss er dort fort, weil die Gefahr der Entdeckung befürchtet wird. Wieder ist er ohne Quartier. Seine Schwester Rita hat es geschafft, seit dem Sommer 1943 von der Pfarrfrau Agnes Wendland in Berlin-Prenzlauer Berg versteckt zu werden. Ralph wird dort im Herbst ebenfalls aufgenommen. Bis zum Februar 1945 geht alles gut. Er ist tagsüber bei Freunden der Pfarrfamilie beschäftigt, wie bei dem Arzt Dr. Aub, der Lehrerin Elisabeth Abegg und dem Gefängnispfarrer Harald Poelchau. Mitte Februar 1945 begleitet Ralph Neumann einen Gast der Gemeinde zum Lehrter Bahnhof, wo er in eine Kontrolle gerät und als Jude identifiziert wird. Er wird inhaftiert und gefoltert. Agnes Wendland, die ihren Schützling Rita zur Gestapo begleitet, wird ebenfalls festgenommen. Ralph Neumann wird mit einer Blutvergiftung in das Jüdische Krankenhaus eingeliefert, wo er seine Schwester als Häftling wiedersieht. Als ihre Deportation droht, können sie bei einem Luftangriff Ende März 1945 aus dem 2. Stock der Iranischen Straße fliehen. Sie retten sich zu Harald Poelchau, wo sie zwei Wochen bleiben können. Danach kommen sie zu der Journalistin Ruth Andreas-Friedrich in Berlin-Steglitz, die zum Kern der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“ gehört. Ralph Neumann nimmt am 18. April 1945 an der Widerstands-Aktion „Nein“ der Gruppe teil. Er überlebt das Kriegsende und emigriert 1946 in die USA

Literatur

  • Ralph Neuman: Erinnerungen an meine Jugendjahre in Deutschland 1926 – 1946. Hrsg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Berlin 2005
  • Ruth Andreas-Friedrich: Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen von 1938–1948. Berlin 2000
  • Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hrsg.): Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik. Göttingen 2013
  • Marte Düring: Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus. Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden. Berlin/Boston 2015