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17.1 Widerstand von Juden

Der Antisemitismus ist das zentrale Element der nationalsozialistischen Ideologie. Deshalb setzen sich deutsche Juden schon vor 1933 gegen die NSDAP zur Wehr. Die Nationalsozialisten rufen dazu auf, am 1. April 1933 jüdische Geschäfte zu boykottieren, und beginnen, die Juden aus dem Wirtschaftsleben zu verdrängen. Unter dem Eindruck von Verfolgung und antisemitischer Propaganda entwickeln viele der mehr als 550.000 deutschen Juden ein neues Selbstverständnis. Die Jüdischen Gemeinden, der Jüdische Kulturbund, jüdische Sportverbände und Bildungseinrichtungen werden zu Orten der Selbstbehauptung und Solidarität.

Seit Mitte der 1930er Jahre bereiten sich immer mehr deutsche Juden durch Sprachkurse und Umschulung bewusst auf die Emigration und das Leben im Ausland vor. Mehr als 350.000 Juden können der Verfolgung durch die Flucht aus Deutschland entgehen. Seit Oktober 1941 werden über 165.000 deutsche Juden in die Vernichtungslager und Ghettos in den deutsch besetzten Gebieten Polens und der Sowjetunion deportiert. 10.000 bis 12.000 von ihnen versuchen, sich dieser tödlichen Bedrohung durch die Flucht in die Illegalität zu entziehen, und widersetzen sich so der Diktatur. In Deutschland überleben etwa 5.000 Untergetauchte, davon über 1.700 in Berlin.

Immer wieder lehnen sich Juden gegen die nationalsozialistischen Verbrechen auf, so in Berlin die Gruppen um Herbert Baum oder die Gruppe Chug Chaluzi (Pionierkreis). In Ghettos und Lagern kommt es zu Ausbruchsversuchen und Aufständen. Der größte Aufstand findet im April 1943 im Warschauer Ghetto statt.

Gruppen jüdischer Widerstandskämpfer schließen sich Partisanenverbänden an und bekämpfen gemeinsam mit ihnen die deutschen Besatzungstruppen. Unter großen Gefahren steigert sich so der Wille zur Selbstbehauptung zum aktiven bewaffneten Kampf um die eigene Würde und gegen den Völkermord an den europäischen Juden. Auch die Aufstände in den Vernichtungslagern Treblinka, Sobibor und Auschwitz-Birkenau sind Teil dieses Widerstandes.